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Anlässlich der Vorstellung des Projektes Hospiz- und Palliativversorgung für Menschen mit Behinderung sowie des neugegründeten Freisinger Hospiz- und Palliativzentrums (FHPZ) beim Freisinger Infotag 'Inklusion' hat Johannes Reicheneder einen Vortrag zum Thema

"Inklusion und ihre Bedeutung in der Hospiz- und Palliativversorgung für Menschen mit Behinderung in der Region Freising"

gehalten.

Vortrag von Johannes Reicheneder zum Thema "Inklusion und ihre Bedeutung in der Hospiz- und Palliativversorgung für Menschen mit Behinderung in der Region Freising"

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

über Inklusion wird viel gesprochen und viele Absichten werden bekundet. Inklusion zeigt sich oftmals in Gestalt von Absichtserklärungen.

Wir finden diese Absichten in der UN-Behindertenrechtskonvention, im nationalen Recht, wir sprechen im Zusammenhang von Inklusion auch viel von Barrierefreiheit, wir setzen sie nach und nach um. Wir sehen Agendapläne, wir erstellen Masterpläne. All das zeigt: Wir haben uns auf den Weg gemacht. Auf den Weg zur Inklusion.

Das Ergebnis von Inklusion ist individuelle Teilhabe.

Inklusion bedeutet neben der Vision eines selbstverständlichen Miteinanders von Menschen im öffentlichen Raum auch individuelle Teilhabe. Teilhabe schafft Zugänge.

Mit dem Projekt der inklusiven Brückenschwester schaffen wir ganz konkret Zugänge. Zugänge zu einer Fachlichkeit und Zuwendung der palliativen Begleitung in den Einrichtungen der Lebenshilfe Freising, aber auch für jede einzelne Person, die wir dort begleiten.

Inklusion heißt: Anfänge machen.

Inklusion bedeutet, neue Wege gehen und Anfänge wagen. Das Initiieren und Anfangen spielt dabei eine große Rolle. Wir machen Anfänge bei jeder Person. Wir orientieren uns dabei an jedem Individuum, an dessen Bedürfnissen, Erfordernissen und Vorstellungen. Das nennen wir Personen-Zentrierung.

Gerade für nicht sprechende Menschen hat dieser personen-zentrierte Ansatz eine existentielle Bedeutung. Wir kehren uns ab von der Stellvertreter-Sicht, die gut gemeint ist und vermeintlich weiß, was eine (nicht sprechende) Person braucht. Ein solcher Ansatz braucht Zeit, viel Zeit. Und diese Zeit gibt uns dieses Projekt in Gestalt der beiden Inklusiven Brückenschwestern. Gerade dieses Vorgehen braucht viel Zeit, die man sich nehmen muss und die auch zur Verfügung gestellt werden muss. [...]

Inklusion braucht Kooperation.

Inklusion braucht Kooperation von verschiedenen Trägern als Nährboden für Wachstum auf der professionellen und auf der gesellschaftlichen Ebene. Damit bauen wir Brücken.

Denn machen wir uns nichts vor: Inklusion ist wahrlich kein Selbstläufer. Inklusion fällt nicht vom Himmel. Inklusion muss wachsen und Inklusion braucht Botschafter*innen und Diplomat*innen. Als solche verstehe ich uns alle, die wir heute zusammengekommen sind.

Die Bedeutung der Inklusion auf der Ebene unserer Region ist die Kooperation. Auch das zeigt dieses neue Projekt auf sehr schöne Weise. Wir kommen damit weg von der Zuständigkeit eines Trägers, wie der Lebenshilfe Freising, für Inklusion. Diese Kooperation ist auch auf dieser Ebene eine Brücke. Ein weiterer Weg und Brückenschlag zur Inklusion.

Diesen Weg der Kooperation geht die Lebenshilfe Freising übrigens schon seit einiger Zeit und wir können durchaus Erfolgsgeschichten erzählen.

  • Im Bereich der trägerübergreifenden Vernetzungen kann ich von dem Vorhaben einer gemeinsamen WG von Klient*innen der Lebenshilfe Freising und Klient*innen der Katholischen Jugendfürsorge erzählen.
  • Im Bereich der Freizeit und des Sports kann ich vom Host Town Projekt hier im Landkreis Freising im Vorfeld der Special Olympics im vergangenen Jahr erzählen.
  • Ich kann von Privatpersonen erzählen, die auf uns zukommen und Wohnraum zur Verfügung stellen. Sie schaffen damit im besten Sinne Platz und Raum für inklusive Projekte. So müssen wir keine oder weniger Sondereinrichtungen bauen. Das gilt auch für das Projekt der inklusiven Brückenschwester.

All diese Bündnisse zeigen den Geist des Anfangs und des Weges der Inklusion. Das sind in diesen Krisenzeiten auch sehr gute und schöne Nachrichten.

Aus Kooperationen werden Synergien.

Wer weiß, vielleicht reduzieren Synergien die ein oder andere Ausgabendynamik im Bereich der Sozial- und Gesundheitspolitik.

Diese Synergien sind in erster Linie Fortschritte. Fortschritte auf dem Weg zur Inklusion.

Ich hoffe, wir sehen in diesem Zusammenhang auch Fortschritte, die keine Einschnitte nach sich ziehen, weil wir unsere Kräfte bündeln, uns zusammenschließen und so voneinander profitieren.

Und dafür braucht es natürlich Kreativität und an der ein oder anderen Stelle auch wesentlich weniger Bürokratie, um diese Wege gehen zu können.

Was es immer braucht sind Menschen, die Dinge in die Hand nehmen. In der Lebenshilfe Freising haben wir davon ganz viele. Eine zupackende Inklusionsbotschafterin in unseren Reihen ist Diana Flammann. Sie ist Pflegekoordinatorin bei der Lebenshilfe Freising und erzählt Ihnen nun, welche Handlungsansätze wir mit der inklusiven Brückenschwester in den Einrichtungen der Lebenshilfe Freising ermöglicht bekommen.

Lesen Sie dazu hier ein Interview mit Diana Flamman.

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