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Ursprünglich aus der Corona-Not heraus geboren, hat sich der

Leichte Nachrichtendienst LENADI

der Lebenshilfe Freising mittlerweile zu einem wertvollen und wunderbaren Tool, nicht nur für Menschen mit geistiger Behinderung, entwickelt: Über ein Padlet können sie Zugriff auf einfach aufbereitete Videos erhalten, die aktuelle Nachrichteninformationen im Bereich Unterhaltung, Politik und Sport bieten. Die innovative Idee wurde von den Lebenshilfe-Mitarbeitenden Sintje Reicheneder, Franz Kratzer und Lisa Daniels ins Leben gerufen und war bereits für den Bayerischen Digitalpreis nominiert. Nun hat LENADI den mit 5.000 Euro dotierten Inklusionspreis des Bezirks Oberbayern gewonnen. Dank einer Förderung der Aktion Mensch konnte und kann das Projekt weitere Meilensteine erklimmen.

LENADI: Mit Teamgeist zur barrierefreien Nachrichtensendung

Das inklusive Redaktionsteam von LENADI – dem leichten Nachrichtendienst der Lebenshilfe Freising – beweist: Nachrichten können so gestaltet werden, dass sie wirklich alle verstehen. Für Menschen ohne Handicap sind fast alle Nachrichten leicht zugänglich und oft nur einen Mausklick entfernt. Doch für viele Menschen, die von der Lebenshilfe begleitet werden, ist die Welt der Nachrichten oft unverständlich – dabei gehört es zu den Grundrechten der Kommunikation, über das aktuelle Weltgeschehen informiert zu werden. „Einfach googlen ist für unser Klientel oft nicht möglich“, erklärt Sintje Reicheneder von der Beratungsstelle Unterstützte Kommunikation bei der Lebenshilfe Freising und Mitglied im LENADI-Team. „Menschen mit kognitiver Behinderung können keine Google-Begriffe eingeben, wenn sie auch nicht lesen und schreiben können.“

Das LENADI-Redaktionsteam aus Menschen mit und ohne Behinderung trifft sich seit der Pandemie regelmäßig, um aktuelle Themen in verständlicher Form aufzubereiten. Bei der jüngsten Sitzung Mitte November standen Politik und komplexe Themen im Fokus. Gemeinsam wurde über die Vertrauensfrage und den Bruch der Ampelregierung gesprochen. Mit Tablets und Smartphones ausgestattet, prüfte die Redaktion ein ganz aktuell generiertes Erklärvideo zur Regierungskrise auf Verständlichkeit. „Das machen wir bei fast allen Videos so“, so Reicheneder. „Denn unser Ziel ist es, dass jede Person im Team und dann auch außerhalb den Inhalt versteht.“

Inklusion als Stärke – Zusammenarbeit im Redaktionsteam

Das Redaktionsteam besteht aus insgesamt acht Mitgliedern, darunter auch Benni Diemer, Armin Nefzger, Stephanie Schindlbeck und Manuela Mühlhammer. Regelmäßig macht sich ein Team mit Kamera und Ton auf den Weg, um auch Reportagen zu drehen. So hatte das Team bereits viel Spaß bei der Fernsehserie „Dahoam is Dahoam“ und interessante Einblicke bei der Brauerei Weihenstephan. „Wir gehen interessiert an die Sachen ran und stellen Fragen, die alle interessieren, sich aber viele vielleicht nicht zu fragen trauen“, bemerkt Birgit Rock, die LENADI als externe freie Journalistin unterstützt. Der nächste Dreh geht in die Allianz Arena, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Man darf gespannt sein auf das Ergebnis!

Bei den Redaktionssitzungen bringen alle auch ihre eigenen Interessen ein – von lokalen Veranstaltungen bis hin zu globalen Ereignissen. Themen wie der Umgang mit Geld – etwa „Woher kommt es und wofür wird es in Deutschland benötigt?“ – entstehen oft durch die Fragen der Teilnehmenden und spiegeln aktuelle Interessen wider. „Wir arbeiten als echtes Team“, betont Nefzger. „Jede*r von uns hat eine eigene Perspektive, und das macht die Mischung spannend.“

Nachrichten für alle – kurz, verständlich und barrierearm

Die Videos von LENADI folgen strengen Kriterien: Sie sind nicht länger als 1,5 Minuten, haben klare Bilder und Symbole, Tonspuren sowie Text zum Mitlesen. Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, Inhalte für Menschen mit kognitiven Einschränkungen verständlich zu gestalten. Zweimal wöchentlich wird das Angebot aktualisiert, wobei Themen von der Zielgruppe aktiv mitbestimmt werden. Um mit den Nutzer*innen in Interaktion treten zu können, bietet das Padlet eine Bewertungs- und Kommentarfunktion. Diese wird bis dato allerdings selten genutzt. Reicheneder möchte jedoch dazu ermutigen, Rückmeldungen zu geben, da das Redaktionsteam nur so weiß, was gefallen oder nicht gefallen hat. „Wir möchten uns ja schließlich weiterentwickeln“, erklärt sie.

Ein Projekt aus der Pandemie heraus geboren

Die Idee zum LENADI-Projekt entstand während des ersten Lockdowns in der Pandemie. Sport-Redakteur und Koordinator der Wohneinrichtungen, Franz Kratzer, und seine Stellvertreterin Lisa Daniels hatten damals Mühe, ihre Betreuten trotz der Kontaktbeschränkungen regelmäßig über alle Maßnahmen und Hygieneregeln zu informieren. Gemeinsam mit Reicheneder entwickelten sie eine Lösung: barrierearme Videos, die auf der digitalen Pinnwand „Padlet“ veröffentlicht wurden. Diese Videos erklärten die wichtigsten Themen der Pandemie verständlich und wurden gut angenommen. Das Padlet wurde zu dieser Zeit bereits von vielen Schulen für das Homeschooling genutzt, war bei der Lebenshilfe bereits im Einsatz und bietet einen barrierearmen Zugang. Was mit leichten Videos mit Fotos, Symbolen und einer synthetischen Stimme begann, hat sich mittlerweile zu einem echten „Renner“ entpuppt und selbstverständlich weiterentwickelt.

Inklusionspreis und innovative Pläne

Für seine außergewöhnliche Arbeit wurde LENADI im November mit dem Inklusionspreis des Bezirks Oberbayern ausgezeichnet. Der mit 5.000 Euro dotierte 1. Preis würdigt die innovative Arbeit des Teams, das Informationen barrierefrei und verständlich macht. Doch das Team hat noch größere Pläne: Eine barrierefreie Webseite soll entwickelt werden, die Nachrichten noch leichter zugänglich macht – unabhängig von Geräten und Software. Diese Vision erfordert jedoch eine Start-Investition von mindestens 20.000 Euro. LENADI sucht daher nach Sponsoren, um dieses Vorhaben zu realisieren. „Unser Ziel ist es, dass Interessierte mit zwei, maximal drei Klicks auf die gewünschte Nachricht kommen“, erklärt Kratzer. „Und das immer nach demselben Schema und auf Smartphones genauso wie auf Tablets. Das ist leider nicht so einfach.“ Da es eine solche Lösung noch nicht auf dem Markt gibt und auch noch kein Prototyp vorliege, „müssen wir ganz von vorne denken“, ergänzt Daniels, die sich für die Bereiche Unterhaltung, Veranstaltungen und Lokales zuständig sieht.

„Mit der Förderung durch die Aktion Mensch, die wir dieses Jahr erhalten haben, möchten wir unser Projekt weiter professionalisieren und hoffen darauf, LENADI bald auch über die Lebenshilfe Freising hinaus bekannt zu machen," gibt Reicheneder einen Ausblick. Der leichte Nachrichtendienst, der von ihr mit dem Slogan „Mit Herz und Hirn barrierefrei“ geprägt wurde, kann aktuell von allen mobilen und stationären Endgeräten abgerufen werden und ist leicht zugänglich. Dennoch ist auch das Padlet nicht komplett barrierefrei, sodass der Traum des Redaktionsteams die eigene barrierefreie Webseite wäre.

Anerkennung und Ausblick

Bis heute hat Reicheneder den Link zum Padlet, auf dem LENADI genutzt werden kann, über 400 mal verschickt – nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz und Luxemburg. Obwohl das Angebot eigentlich auf Erwachsene zugeschnitten ist, zeigen auch Schulen reges Interesse am Angebot. Das Redaktionsteam hofft, diese Erfolgsgeschichte mit einer neuen Webseite und einer noch größeren Reichweite fortzuschreiben.

LENADI …

… ist ein Gemeinschaftsprojekt der Lebenshilfe Freising, das zeigt: Inklusion bereichert – und macht Nachrichten für alle zugänglich. LENADI zielt darauf ab, Nachrichten in leichter Sprache als Erklärvideos mit Metacom-Symbolen zugänglich zu machen. Die Themen reichen von aktuellen Ereignissen wie Vulkanausbrüchen und Kriegen bis hin zu Unterhaltung wie Witzen und leichten Kochrezepten. Das inklusive Redaktionsteam arbeitet daran, Nachrichten verständlich und zugänglich zu gestalten, um Menschen mit Behinderung zu informieren und einzubeziehen. Das Projekt wird von der Aktion Mensch gefördert, hat bereits Anerkennung durch eine Nominierung für den Bayerischen Digitalpreis 2021 erhalten und kürzlich den Inklusionspreis des Bezirks Oberbayern gewonnen.

LENADI freut sich über Unterstützung durch Spenden, um die Qualität und Professionalität der Inhalte weiter zu verbessern. Das Projekt arbeitet bereits mit einfachen Tools via iPads und der App GoTalkNow, strebt jedoch langfristig einen noch barrierefreieren Zugang an. Der Zugriff zu LENADI erfolgt aktuell über die Padlet-Plattform, die als App installiert oder als Link beziehungsweise QR-Code verschickt werden kann. Ein freier Zugang ist aus mehreren Gründen (Mediennutzung, öffentliche Nutzung der synthetischen Stimme, Nutzung der Metacom-Symbole von Annette Kitzinger uvm.) noch nicht möglich.

Wer LENADI nutzen möchte, kann sich an die folgenden Ansprechpartner*innen wenden:

Das inklusive Redaktionsteam besteht aus (v.l.n.r.) Birgit Rock, Franz Kratzer, Sintje Reicheneder, Stephanie Schindlbeck, Benni Diemer, Lisa Daniels, Armin Nefzger und Manuela Mühlhammer.

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