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Thomas Winter, Fachliche Leitung bei der Lebenshilfe Freising, berichtet im

Porträt der anderen Art

von seiner langjährigen Lebenshilfe-Zugehörigkeit sowie den damit verbundenen Herausforderungen.

Lesen Sie selbst!

Im Porträt der anderen Art: Fachlicher Leiter Thomas Winter (Update)

Was wäre der Titel Ihrer Autobiografie?

Vom Bauchgefühl zum Lebensplan und was dazwischen so geschah…

Arbeiten Sie, um zu leben oder leben Sie, um zu arbeiten?

Ich arbeite, um zu leben, d.h. ich arbeite gerne, bin aber auch sehr gerne unterwegs bzw. verreise leidenschaftlich gerne in andere Länder. Also eigentlich arbeite ich um zu reisen.

Halten Sie Ihren Job bei der LH für eine Kunst oder eine Wissenschaft?

Die Fachliche Leitung muss natürlich grundsätzlich schon Ahnung haben, um was es fachlich bei uns geht. Da sind meine gut 20-jährige Berufserfahrung in den unterschiedlichsten Fachbereichen bei der Lebenshilfe Freising schon hilfreich. Soviel zum Wissensteil. ABER: die eigentliche Aufgabe, nämlich die wichtigen fachlichen Herausforderungen zu erkennen, einzuschätzen und dazu die passenden Lösungsansätze zu entwickeln, geht nur im Dialog mit anderen. Ich sehe es deshalb als meinen Job an, die richtigen Kompetenzen innerhalb und außerhalb der Lebenshilfe zusammenzubringen und diese in einen lösungsorientierten, produktiven Prozess zu involvieren. Also „richtig gute“ Lösungen gezielt entstehen zu lassen, statt Lösungen nur selbst vorzugeben – das ist die Kunst!

Welchen Rat würden Sie Ihrem 15-jährigen Ich geben?

Sei ruhig ein bisschen mutiger und mach Dir nicht zu sehr einen Kopf, ob das, was Du sagst und machst, auch allen passt!

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen, denen sich die Lebenshilfe in den nächsten Jahren stellen muss?

Es gibt zunehmend mehr und höhere fachliche Ansprüche, denen wir gerecht werden müssen und die wir oftmals ohne eine entsprechende Ausweitung der Ressourcen umsetzen müssen (unter anderem die Zunahme von herausfordernden Verhaltensweisen, die Realisierung einer durchgängigen Mitbestimmung der von uns begleiteten Menschen, unterstützte Kommunikation für alle, das Voranbringen der Inklusion und der Sozialraumorientierung, etc.), wie auch die weitere Entwicklung der Lebenshilfe von der Eltern- auch zur Selbstvertreter*innen-Vereinigung.

Eine weitere große Herausforderung ist sicher der Personal-/Fachkräftemangel, der uns sowohl fachlich, als auch organisatorisch einiges an Kreativität und Belastung abverlangen wird. Und auch die Digitalisierung ist für manche Kolleg*innen (mich eingeschlossen) wie auch für die Organisation selbst eine große Herausforderung, die aber auch ganz viele positive Innovationen für uns und unsere Menschen bereithält. Ich glaube mit einer positiven Grundhaltung dazu können wir diese Herausforderung leichter annehmen oder sogar als große Chance sehen.

Was ist wichtiger: Dissens oder Konsens?

Das Beste ist der natürlich Dissens, der argumentativ zu einem Konsens führt - wenn es dabei um Inhalte geht, und nicht um Macht oder Befindlichkeiten! Mir persönlich ist der Konsens näher.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit bei der LH und was finden Sie nicht so gut?

Ich kann mich voll mit der Idee der Lebenshilfe als „Eltern- und Selbstvertreter*nnen -Organisation“ identifizieren und finde diese Idee so aktuell wie in den Gründungsjahren, auch weil wir – immer stärker zusammen mit den Selbstvertreter*innen - diese Idee auf die heutige Situation hin weiterspinnen und mit neuen Zielen füllen. Außerdem freut es mich, dass wir einige der vielen vorhandenen tollen Kompetenzen unserer Mitarbeitenden nun über Einrichtungs- und Fachbereichsgrenzen hinaus ins Spiel bringen können und diese insgesamt positiv wirken können.

Was ist nicht mag sind persönliche Querelen (die es aber überall gibt) und die nach meinem Gefühl erfreulicherweise auch immer weniger werden. Und ich finde den Fachkräftemangel sehr problematisch, da er letztlich dazu führt, dass Menschen eine ihnen vom Gesetz her zustehende Unterstützung nicht erhalten.

Welches war die bisher größte Herausforderung, der Sie in Ihrer Arbeit begegnet sind?

Herausfordernd und letztlich gelungen fand ich den Prozess, die Konsolidierung der Frühförderstellen in den Jahren 2014/2015 mit den Frühförderteams zu entwickeln.

Persönlich herausfordernd fand ich auch, das Juliane-Maier-Haus als Interims-Leitung durch eine wirklich schwierige Phase zu steuern – und das ohne „Wohnhaus-Erfahrung“. An dieser Stelle: Danke an alle, die mich damals mit Rat und Tat unterstützt haben, vor allem an Ina Oltmanns, Evi Hübl, Lisa Hinrainer und Franz Kratzer!

Und Corona war sicher für uns alle eine der herausforderndsten Ereignisse in der Lebenshilfe, weil wir uns dieser Gefahr anfangs ohnmächtig ausgeliefert fühlten und von uns verlangt wurde, wirklich schmerzhafte Einschränkungen umzusetzen, die zu entsprechenden Belastungen bei den von uns begleiteten Menschen wie auch bei uns selbst führten. Wir spüren alle ja bis heute noch die Spätfolgen von Corona.

Kommentare

  • Kommentiert von Lisa Hinrainer am 02.10.2024

    Hallo lieber Thomas, liebe Lebenshilfe, es freut mich, wenn man sich noch erinnert und ich freu mich über Deine Wertschätzung, Thomas! Alles Gute wünsch ich Euch weiterhin!
    LG Lisa

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