Ein besonderer Tag für besondere Kommunikation: Talkertag im BiG
Unter dem Motto „Gefühle“ hatten die Pädagog*innen ein kreatives Programm auf die Beine gestellt, das den Teilnehmer*innen Raum für individuelle Mitteilungen, nonverbale Impulse und gemeinsames Erleben bot. Die Kurse wurden im Vorfeld vorgestellt, sodass sich die Jugendlichen selbstständig für ihre Wunschangebote einwählen konnten. Der Talkertag ist fester Bestandteil des BiG-internen Schuljahresprogramms und bietet den Schüler*innen mit Unterstützungsbedarf eine besondere Bühne für ihre Kommunikation.
Nach dem gemeinsamen Start in der Turnhalle mit einem Bilderbuchkino zum Buch „Das Farbenmonster“ von Anna Llenas, das unterschiedliche Gefühlslagen wie Freude, Wut, Traurigkeit oder Gelassenheit thematisierte, ging es in Kleingruppen in verschiedene Workshops: vom „Glücks-Mix“ über „Verkleidungsgefühl“ und „Tanz und Entspannung“ bis hin zum „Kunstlabor“ und der Station „Lustige Musik“. Jede Station lud auf kreative Weise dazu ein, sich mitzuteilen – auf sprachlichem, künstlerischem oder körperlichem Weg. Am Ende kamen alle Teilnehmenden wieder zusammen, um ihre Eindrücke und Ergebnisse bei einer großen Erzählrunde mit Fotos zu teilen.
Mitten im bunten Gefühlschaos – Mein erster Talkertag
Mittwochmorgen, 08:50 Uhr, Werkraum: Und schon war ich mittendrin – im Kunstlabor des Talkertags. Zum ersten Mal hatte ich ein geliehenes Tablet in der Hand, neugierig und ein bisschen aufgeregt. Da kam auch schon die erste Frage: „Wie alt bist du?“ Dann: „Wie geht es dir?“ – ganz selbstverständlich, ganz direkt. Gefragt hat mich Paul mithilfe seines Talkers. Und obwohl es eine elektronische Stimme war, fühlte sich die Frage überraschend persönlich an.
Ausdruck mit Farbe und Technik
Fünf Kinder und Jugendliche – Paul, Vito, Nikolai und Theo – saßen mit mir im Stuhlkreis im Kunstlabor, zwischen Farbtöpfen, Pinseln und Papier. Zwischen sieben und siebzehn Jahre alt, stellten sie sich nacheinander über ihre Tablets vor: Welche Musik sie mögen, was sie gern spielen, ob sie schwimmen können. Und plötzlich war es ganz normal, dass Kommunikation eben manchmal anders funktioniert.
Besonders beeindruckt hat mich, wie selbstverständlich die Schüler*innen mit der Technik umgingen. Einige waren schon richtig fit im Umgang mit dem Talker, wussten genau, wie sie sich ausdrücken können. Andere klickten sich noch ein wenig unsicher durch die Symbole. Aber alle waren mit vollem Herzen dabei.
Ein Monster, so bunt wie das Gefühl
„Wer malt gern?“ fragten schließlich Kunsttherapeutin Susanne Heinrich und Lehrerin Bettina Polligger, die mit viel Herz, Geduld und einem feinen Gespür für jede einzelne Stimmung im Raum das Kunstprojekt anleiteten. Drei der Teilnehmenden zuckten als Antwort zunächst mit den Schultern, griffen dann aber doch zu Pinsel und Farbe. Die Aufgabe: Ein Monster malen, das zeigt, wie man sich heute fühlt. Oder einfach ein Bild in Farben, die zur eigenen Stimmung passen. Freude, Wut, Gelassenheit – alles durfte sein. Und alles war erlaubt.
Ein Highlight war der „Herbeiruf-Knopf“. Wenn Hilfe gebraucht wurde, sagte der Talker laut: „Bettina, Susanne, ich brauche euch!“ – ein kleiner, aber genialer Trick, damit wirklich jede*r jederzeit Unterstützung anfordern konnte.
Kommunikation, die berührt
Am Ende des Vormittags war ich nicht nur tief beeindruckt, sondern auch berührt. So viel Ausdruck, so viel Mut – und so viel Farbe. Der Talkertag war ein echtes Erlebnis. Und mein Tablet? Das will ich beim nächsten Mal gar nicht mehr hergeben.
Die Kinder und Jugendlichen – Paul, Vito, Nikolai und Theo – saßen mit mir im Stuhlkreis im Kunstlabor, zwischen Farbtöpfen, Pinseln und Papier. Zwischen sieben und siebzehn Jahre alt, stellten sie sich nacheinander über ihre Tablets vor
„Wie alt bist Du?“, fragte mich Paul direkt über sein Tablet. Und schon war ich mittendrin im Gesprächskreis für mit Hilfsmitteln Kommunizierende. Eine neue und interessante Erfahrung für mich.
Die Aufgabe für Nikolai und seine Gruppenmitglieder war es, ein Bild in Farben, die zur eigenen Stimmung passen, zu malen. Freude, Wut, Gelassenheit – alles durfte sein. Und alles war erlaubt. Via Tablet konnten die Schüler*innen kundtun, was sie für ihre Kunstwerke brauchen.
Freude Levi (gelb), Liebe Feli (lila), Gelassenheit Paul (grün), Wut Lucas (rot), Trauer Paul (blau)
Auch in den anderen Workshop-Gruppen, wie hier beim Thema „Verkleiden“ ging es bunt und aktiv zu. Die Kinder und Jugendlichen konnten ihre Gefühle beim „Talkertag“ mit Hilfsmitteln wie Kleidung, Musik oder Farben ausdrücken und sich dabei ausprobieren.
Quelle: Lebenshilfe Freising, für den Hintergrund: „Das Farbenmonster“, Anna Llenas, Verlagshaus Jacoby & Stuart GmbH
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