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Am 12. November 2024 trafen sich die Mitglieder des Lebenshilfe Freising e.V. zu ihrer jährlichen

Mitgliederversammlung im Großen Saal

des Tagungshauses Viva Vita. Neben wichtigen Berichten aus den Geschäftsführungen sowie dem Jahresabschluss stand dieses Jahr vor allem die Ehrung der langjährigen Vorsitzenden Monika Haslberger im Mittelpunkt. Mit der Neuwahl des Vorstands und einer Umbenennung der Integrativen Wohnanlage in „Monika-Haslberger-Haus“ setzte die Lebenshilfe ein Zeichen der Dankbarkeit für Haslbergers beeindruckende 25 Jahre an der Spitze des Vereins.

Ehrung für Monika Haslberger, Neuwahl des Vorstands und ein ausführlicher Rückblick auf 2023: Das war die Mitgliederversammlung der Lebenshilfe Freising

In ihrer Eröffnungsrede betonte Haslberger als 1. Vorsitzende der Lebenshilfe Freising, die besondere Gemeinschaft und die enge Zusammenarbeit zwischen haupt- und ehrenamtlicher Arbeit, die den Verein tragen. Sie sprach die aktuelle politische Lage an und deren Auswirkungen auf soziale Strukturen, die auch das Wirken der Lebenshilfe beeinflussen: „Leider stehen die Schwächeren immer am Ende der Liste,“ so Haslberger. Die Vorstandsvorsitzende zitierte die Landesvorsitzende der Lebenshilfe Bayern, Carolina Trautner, dass „das Soziale das Fundament der Gesellschaft“ sei und nur so auch die Wirtschaft funktionieren könne. Sie verwies auf Gespräche mit politischen Mandatsträger*innen im vergangenen Jahr, um die finanzielle Lage der Lebenshilfe zu verbessern.

Zudem betonte Haslberger das Ziel des Vorstands, einen „Masterplan Elternarbeit“ zu entwickeln, um den Austausch mit Eltern zu fördern und diese besser zu unterstützen. Sie kündigte weitere Besuche in Kinder- und Jugendeinrichtungen an, um Mitglieder zu werben und den Kontakt zu Familien zu stärken – eine Initiative, die bereits in den vergangenen Wochen neue Mitgliedsanträge eingebracht hat. Mit Blick auf die wachsenden Aufgaben und das breite Angebot der Lebenshilfe sagte sie: „Wir sind stolz auf unser vielfältiges Portfolio, aber die Frage ist: Können wir das auf Dauer stemmen?“ Der Vorstand werde dazu regelmäßig von der Geschäftsführung informiert und lege großen Wert auf Finanzplanung und Risikomanagement.

Die Selbstvertreterin im Vorstand, Manuela Mühlhammer, richtete ebenfalls herzliche Worte an die Mitglieder. Sie berichtete vom Austausch mit Selbstvertreter*innen aus anderen Regionen und den Themen ihrer Arbeit im Rat der Selbstvertreter, wie Personalmangel und der Forderung nach mehr Außenarbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung. In ihrer Rede unterstrich sie das Anliegen der Selbstvertretung, Menschen mit Behinderung stärker in die Mitte der Gesellschaft zu holen.

„Ein Vierteljahrhundert an Engagement und Herzblut“ – Dank und Ehrung für Monika Haslberger

Haslberger, die seit 1999 als erste Vorsitzende die Geschicke der Lebenshilfe Freising leitet und deren Name im Landkreis eng mit dem Verein verbunden ist, wurde im Rahmen der Versammlung mit einer Laudatio von Robert Wäger, ihrem designierten Nachfolger, gewürdigt. „Monika Haslberger ist ein Mensch der leisen Worte, doch jeder hört hin, wenn sie spricht. Ihre Menschlichkeit, Empathie und ihre Fähigkeit, mit Ruhe und Beständigkeit zu führen, geben der Lebenshilfe seit Jahrzehnten Sicherheit und Kraft,“ so Wäger, der ebenfalls schon viele Jahre im Lebenshilfe-Vorstand tätig ist. Diese Worte spiegeln die große Wertschätzung wider, die Haslberger in den Reihen des Vereins genießt.

Ein besonderer Moment war daher die Enthüllung des neuen Namens der Integrativen Wohnanlage, die ab sofort „Monika-Haslberger-Haus“ heißen wird. Mit dieser Umbenennung bedankt sich der Verein offiziell für Haslbergers unermüdliches Engagement. Sie bleibt dem Vorstand auch weiterhin als zweite Vorsitzende erhalten und wird den Verein so weiterhin bei zukünftigen Projekten unterstützen. Dieses Haus steht nun symbolisch für die Werte, die Monika Haslberger verkörpert – den respektvollen Umgang, die gelebte Inklusion und das tägliche Miteinander. Wäger betonte weiter: „Ohne Monika Haslberger wäre die Lebenshilfe Freising heute wohl nicht das, was sie ist – eine starke Gemeinschaft und ein Ort der Zugehörigkeit.“

Bericht der Geschäftsführungen: Aktuelle Herausforderungen und neue Strategien

Johannes Reicheneder, Geschäftsführer der Lebenshilfe Freising, stellte im Rahmen der Versammlung die aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen der Lebenshilfe-Einrichtungen vor. Besonders die zunehmend komplexeren Anforderungen in der Betreuung und der Personalmangel seien zentrale Themen. „Wir arbeiten daran, durch eine gezielte Personalplanung die Betreuungsqualität zu sichern,“ erläuterte Reicheneder und betonte, dass die Lebenshilfe Freising trotz angespannter Ressourcenlage eine stabilisierte Position erreicht habe.

Besonders herausfordernd sei jedoch die aktuelle Finanzierungssituation, so Reicheneder weiter. Nach zähen Verhandlungen wurde die Refinanzierung durch den Bezirk Oberbayern wieder stabilisiert, jedoch reichten die Zuschüsse oft nicht aus, um die gestiegenen Personalkosten und Energiekosten vollständig zu decken. Die finanzielle Lage erfordert daher auch weiterhin eine sorgfältige Planung und ein solides Risikomanagement, um die verschiedenen Einrichtungen – von Frühförderstellen bis hin zu Wohnangeboten – nachhaltig betreiben zu können. Gerade erstere seien finanziell nicht gedeckt. Hinzu kommt die bittere Erkenntnis, dass die Beratungsstelle Unterstützte Kommunikation zukünftig als Beratungsstelle für die Region nicht mehr aufrechterhalten werden kann und vielmehr zu einer lebenshilfeinternen Fachstelle verändert werden muss.

Bericht aus den Inklusionsbetrieben

Auch in den Inklusionsbetrieben Freising gGmbH (IBF), ehemals Integrationsprojekt Freising gGmbH und nun kurz vor der Umfirmierung, da „es sich hier schon lange um kein ‚Projekt‘ mehr handle, so Reicheneder, konnte sich der Verein wirtschaftlich stabilisieren. Nach einem schwierigen Vorjahr gelang es den IBF, das Geschäftsjahr 2023 ausgeglichen abzuschließen. Das Viva Vita zeigte nach einer Umstrukturierung weg vom Restaurant hin zum Tagungshaus einen erfreulichen Aufwärtstrend, während der Garten- und Landschaftsbau stabil wirtschaftet und die Reinigungssparte sich trotz Fluktuation in der Belegschaft als solide erwies. Die beiden letztgenannten Bereiche sind dem SerVita zuzuordnen. „Wir sind stolz darauf, dass unsere Inklusionsbetriebe wieder auf Wachstumskurs sind. Diese Entwicklung zeigt, dass Inklusion auch wirtschaftlich erfolgreich sein kann,“ so Reicheneder.

Bericht aus den Isar-Sempt-Werkstätten

Albert Wittmann, Leiter der Isar-Sempt-Werkstätten (ISW), betonte in seinem Bericht, wie wichtig das Gefühl der Zugehörigkeit für die Menschen sei, die hier arbeiten. „Auch von den Rabauken aus der Werkstatt ein großer Dank an Monika Haslberger – sie vermittelt den Menschen dieses Gefühl“, erklärte er, und verwies darauf, dass die Würde des Menschen, wie es im Grundgesetz verankert ist, auch die Würde der Menschen mit Behinderung umfasse. Diese Würde zu schützen und den Menschen aktiv zuzugestehen, sei Teil des täglichen Einsatzes. Trotz einer abnehmenden Belegung der Werkstätten bedingt durch den demografischen Wandel, bereitet sich die ISW intensiv auf veränderte Krankheits- und Behinderungsbilder vor, um auch in Zukunft gut auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen zu können. „Die Menschen sind uns wichtig“, so Wittmann, der die Einrichtung für ihre Offenheit und den Zusammenhalt lobte, aber auch auf die wirtschaftliche Belastung der Werkstätten hinwies, die durch Auftragsrückgänge infolge der Wirtschaftskrise spürbar sind – bislang jedoch ohne Lohnkürzungen.

Mit Stolz blickte Wittmann auch auf das 50-jährige Jubiläum der Werkstätten, das im September gefeiert wurde, und die hohe Identifikation der Mitarbeitenden mit der ISW zurück. Ein Beispiel für diese Gemeinschaft ist der bevorstehende Christkindlmarkt am Samstag, den 30. November, organisiert von einer Arbeitsgruppe um die stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins, Christina Binder, bei dem die Werkstätten mit vielen anderen Einrichtungen der Lebenshilfe von 10:00 bis 16:00 Uhr in das Bildungszentrum Gartenstraße einladen, um Adventsstimmung und Zusammenhalt zu feiern. Handgefertigte Geschenke, köstliche Leckereien und eine vielfältige Auswahl an Geschenkideen machen diesen Markt zu einem besonderen Erlebnis.

Jahresabschluss 2023 bestätigt solide Basis

Im Rahmen der Versammlung präsentierte Reicheneder den geprüften Jahresabschluss des Vereins, der durch die Landestreuhand Weihenstephan eine uneingeschränkte Bestätigung erhielt. Die Bilanzsumme des Vereins beträgt 35,4 Millionen Euro, wovon der Großteil in Anlagevermögen wie Grundstücke, Gebäude und Beteiligungen investiert ist. Die steigenden Leistungsentgelte, die 2023 um 10,7 % erhöht wurden, sowie zusätzliche betriebliche Erträge durch Rückstellungen und Versicherungszahlungen, trugen zur Stabilität des Vereins bei. Dennoch wies Reicheneder auf ein operatives Minus von 230.000 Euro hin, das durch den Einsatz von Rücklagen kompensiert wurde. Die Lebenshilfe bleibt weiterhin auf eine vorsichtige und verantwortungsvolle Finanzplanung angewiesen, um den Anforderungen im Sozialbereich gerecht zu werden. Bekräftigt wird dies auch durch einen mahnenden Warnhinweis des Wirtschaftsprüfers.

Neuer Vorstand bringt frischen Wind und bewährte Stärke

Nach Haslbergers Entscheidung, den Vorsitz in neue Hände zu legen, wählten die 37 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder Robert Wäger mit 34 Stimmen zum neuen ersten Vorsitzenden. Wäger bringt langjährige Erfahrung im Vorstand sowie politisches Know-how mit und betonte, wie wichtig ihm die Fortführung der stabilen und inklusiven Ausrichtung des Vereins ist: „Die Lebenshilfe Freising hat eine starke Basis, und mein Ziel ist es, sie weiter zu festigen und neue Mitglieder für unsere Arbeit zu begeistern.“ Auch Haslberger bleibt dem Vorstand erhalten: Sie wurde mit 37 Stimmen zur zweiten Vorsitzenden gewählt und wird damit weiterhin eine aktive Rolle einnehmen. 36 Stimmen entfielen auf Beate Irmler als weitere Vorsitzende.

Der neue Vorstand wurde mit einem klaren Vertrauensvotum bestätigt: So wurden Rudi Heinz, Petra Würzinger, Kathrin Tamm und Manuela Mühlhammer erneut zu Beisitzer*innen im Vorstand gewählt. Neu im Team ist Nina Teubner, frisch gewählte Beisitzerin und Mutter eines Kindes im Förderzentrum Steinpark. „Es ist mir ein großes Anliegen, dass es immer mehr Stimmen gibt, die sich für Inklusion einsetzen, gerade in der aktuellen politischen Lage“, so Teubner.  Gemeinsam mit seinen Vereinsmitgliedern will sich der Vorstand auch weiterhin für die Interessen und Rechte von Menschen mit Behinderung starkmachen und Inklusion auf allen Ebenen fördern.

Aus persönlichen Gründen sind Angela von Müffling-Tietscher und Gerd Beubl nicht mehr zur Wahl angetreten. Der Vorstand dankte den beiden für ihre langjährige Arbeit und wünschte alles Gute.

Engagement für Inklusion und eine zukunftsweisende Ausrichtung

Die Mitgliederversammlung schloss mit einer optimistischen Ausrichtung auf die Zukunft. „Wir werden weiter daran arbeiten, die Lebenshilfe als verlässliche Stütze für Menschen mit Behinderung und ihre Familien zu stärken. Dafür ist ein sicheres und unterstützendes Umfeld unerlässlich“, sagte Haslberger abschließend und bedankte sich für die Treue und das Vertrauen der Mitglieder. Der neue Vorstand freut sich auf die kommenden Aufgaben und dankte Haslberger für ihren beispiellosen Einsatz. Mit vereinten Kräften soll der Kurs für eine inklusive Gesellschaft fortgesetzt werden, in der sich alle Menschen angenommen und wertgeschätzt fühlen können.

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