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Hunde im therapeutischen, pädagogischen oder sonstigen sozialen Bereich zählen zu den Spezialisten ihrer Art. Nicht nur deshalb erfolgt bei der Lebenshilfe aktuell ein

Ausbau der tiergestützten Intervention.

Mit ihrem Gespür für Menschen und deren Bedürfnisse sind Hunde feinfühlige und wertvolle Unterstützer auch bei der Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Bereits seit einiger Zeit werden bei der Lebenshilfe Freising deshalb nicht nur Zwerghühner, Alpakas oder kleine Streicheltiere wie Meerschweinchen zur Unterstützung von pädagogischen Prozessen eingesetzt, sondern gezielt auch ausgebildete Hunde mit ihrer therapeutischen Wirkung auf Menschen mit Behinderung.

"Wenn die Welt mich nicht versteht, brauch' ich einen Hund!"

Armin K. (Name geändert, Anm. d. Red.) ist ein junger Mann Ende 20, lebt in einem Wohnhaus für Menschen mit Behinderung und besucht tagsüber die Förderstätte des Lebenshilfe Freising e.V. in Moosburg. Armin hat eine geistige Behinderung und ist Autist. Er hat immer wieder Probleme, visuelle, akustische und soziale Reize von außen zu verarbeiten und angemessen darauf zu reagieren. Vereinzelt kommt es bei ihm auch zu leichten Störungen oder Reizüberflutungen, die wiederum Stress auslösen, den der junge Mann aber kaum artikulieren kann. Das Gegenteil ist der Fall: Seine innere Unruhe steigt und er verfällt in eine starke innere Anspannung, aus der er sich selbst nicht wieder lösen kann. Armin läuft dabei stets Gefahr, in seiner Not nicht richtig verstanden zu werden.

Hundeleine als Rettungsanker

Die Welt von Armin ist – wie die von Menschen ohne Behinderung auch – geprägt von alltäglichen Einflüssen: laute Geräusche seiner Mitbewohner, Anforderungen des Betreuungspersonals, Umwelteinflüsse wie Hitze, Kälte, Gewitter und Sturm. Manchmal kann der knapp 30-Jährige damit sehr gut umgehen, da ist die Welt offen für ihn, er lacht, freut sich, kann sich klar artikulieren. Er liebt Pizza, Döner und Mc Donalds und das Radfahren. An solchen Tagen lädt er Leute durch seine fröhliche, witzige Art ein, mit ihm zu sprechen und das Unmögliche möglich zu machen.

Doch es gibt auch jene Tage, an denen das Alltagsgeschehen zum Problem wird, wie ein Sturm durch seinen Körper zu gehen scheint und ihn gänzlich überflutet. In solchen Situationen stellt die Sprache keine Möglichkeit mehr da sich auszudrücken, da zieht sich der junge Mann ganz tief in sich zurück. An diesen Tagen ist Armin K. still, wie in einen Kokon gehüllt, voll mit den Problemen, die sich scheinbar nicht lösen lassen. Auslöser für diesen Rückzug können zum Teil nur Kleinigkeiten sein, beispielsweise ein Wort, eine Geste oder eine Beobachtung, die Armin dann zu seinem eigenen Problem macht.

Ist das der Fall, scheitern mitunter auch die Bemühungen der zuständigen Betreuerin, Armin wieder aus dieser Situation heraus zu holen, ihm Luft und Entspannung zu verschaffen. Besonders an diesen Tagen ist es wichtig für ihn, einen Begleiter zu haben, der keine Anforderungen stellt, der still ist, dem es egal ist, dass er nicht spricht. Einen Gefährten, der geduldig wartet, sich neben ihn setzt, bis er bereit ist, den nächsten Schritt zu gehen, der ihm Führung und Halt gibt – selbst wenn es nur eine Hundeleine ist, die Armin halten muss.

Tiergestützte Intervention als Strohhalm für Menschen mit Beeinträchtigung

Dieser besondere Begleiter ist die ausgebildete Therapiehündin Bijou. Bijou ist eine elfjährige Bearded-Colli-Hündin, die bei Katrin Krampfl, Mitarbeiterin in der Förderstätte Moosburg, zuhause ist. Mit ihrer Besitzerin durchlief sie eine Ausbildung zur anerkannten Therapiehündin und unterstützt seit sie elf Wochen alt ist die Arbeit der Betreuer*innen bei der Lebenshilfe Freising.

Bijou wird für Armin oft regelrecht zum Strohhalm, denn diese besondere Nähe löst bei ihm keinen zusätzlichen Stress aus, sondern ist im Gegenteil ein Anker, mit dem er es schaffen kann, sich und sein Gefühlschaos selbst wieder besser regulieren zu können. Viele intensive Spaziergänge dieser Art haben der junge Mann und die Therapiehündin schon gemacht. Manchmal haben sich durch die Bewegung, das Aufeinandereinlassen und die Ruhe, die Bijou ausstrahlt, die Probleme regelrecht aufgelöst – manchmal jedoch auch nicht. Immer aber hat es Armins Seele gut getan, jemanden zu haben, der ihn ein kleines Stück des Weges begleitet, der einfach und ohne Worte für ihn da ist und dadurch die Last seiner Probleme etwas erleichtert.

Ausbau der tiergestützten Therapie bei der Lebenshilfe

Um mehr Betreuten diese Möglichkeit der geistigen, sozialen und seelischen Entlastung und Unterstützung bieten zu können, möchte die Lebenshilfe Freising die tiergestützte Arbeit in ihren Einrichtungen weiter ausbauen. Für manche Menschen kann dieser Kontakt zum Beispiel sehr motivierend und anregend sein, die Eigeninitiative fördern und ganz neue Entwicklungsschritte möglich machen. Anderen Menschen – wie etwa Armin – hilft dieser Kontakt zur Hündin, sich aus einer tiefen Anspannung lösen zu können und wieder seine Mitte zu finden. Alle Tierfreunde wissen um die besondere Qualität, mit einem zugewandten Tier im Kontakt sein zu können und die Freude, die dadurch in einem selbst entsteht.

Mit Ihrer Spende unter dem Stichwort „tiergestützte Intervention“ ermöglichen Sie auch Menschen mit Behinderung in Ihrer Region diese Freude erleben zu dürfen und dadurch wertvolle und förderliche Erfahrungen machen zu können.

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