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Tiergestützte Therapie als alternativmedizinisches Behandlungsverfahren

Psychotische Schübe, die das Leben schwer machen, autoaggressives Verhalten und Selbstisolation. Das sind nur einige der Beeinträchtigungen, mit denen Ines Wolf*, Bewohnerin im Anneliese-Schweinberger-Haus (ASH) der Lebenshilfe Freising, zu kämpfen hat. Die 56-jährige ist schwerst mehrfachbehindert und wird bereits seit 22 Jahren vom Lebenshilfe Freising e.V. betreut. Um Ines wieder mehr Lebensqualität zu verschaffen, sind die Mitarbeiter*innen auf ein alternativmedizinisches Behandlungsverfahren zur Linderung der Symptome bei psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen sowie bei Behinderungen gestoßen: einem tiergestützten Therapieverfahren.

Mit Hühnern zu einer besseren Lebensqualität

„Als Kind ist sie immer im Garten der Eltern den Hühnern hinterhergelaufen. Sie hat dabei einen glücklichen Eindruck gemacht.“ Auf diese Aussage sind die Mitarbeiter*innen im ASH gestoßen, als sie sich mit der Biografie von Ines* beschäftigt haben. Da die Bewohnerin nicht die Fähigkeit besitzt, ihrer Umwelt aktiv mitzuteilen, was gerade mit ihr los ist, und darauf oft mit autoaggressivem Verhalten reagiert, war Evi Hübl, Leiterin des Anneliese-Schweinberger-Hauses in Moosburg, auf der Suche nach einer alternativen Behandlungsmethode. „Tiere wirken auf vielschichtige Weise positiv auf den Menschen. Ein Mensch kann nicht nur Selbstbewusstsein durch die Übernahme einer verantwortlichen Aufgabe erhalten, Tiere geben in der Regel auch unvoreingenommene Zuneigung zurück“, erklärt Hübl, die sich eingehend mit dem Thema beschäftigt hat.

Während Hundetherapie, Lamatherapie oder Delfintherapie inzwischen hinlänglich bekannt sind, stellt die Hühnertherapie für Viele noch Neuland dar. „Da Ines aber Angst vor Hunden hat und mit den Hühnern eine biografische Brücke zu glücklichen Zeiten in der Kindheit gebaut werden kann, schien uns das das genau passende Therapietier für unsere Klientin zu sein“, so Hübl.

27 Menschen mit schweren Behinderungen finden im ASH ein Zuhause

Im Anneliese-Schweinberger-Haus, das nach seiner großen Spenderin benannt und in einem stadtnahen Wohngebiet in Moosburg angesiedelt ist, leben aktuell 27 Menschen mit schweren (geistigen) oder mehrfachen Behinderungen in vier Wohngruppen. Während die meisten Bewohner:innen tagsüber die benachbarte Förderstätte besuchen, sind einige auch bereits im Ruhestand. 56 Mitarbeiter*innen kümmern sich Tag und Nacht um ihre Klient*innen, fördern und fordern sie entsprechend ihrer Möglichkeiten. Mit der Tiertherapie schlägt das Haus nun einen neuen Weg ein.

Die glücklichen Hühner leben in einem gemütlichen Hühnerhaus mit entsprechendem Freigehege. In diesem kann Ines die vier Perlzwerghühner beobachten, in deren Gehege gehen, sie füttern, streicheln und die ersten Eier einzusammeln. – Und somit hoffentlich auch ein Stück Lebensqualität wiederzugewinnen.

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* Name geändert

[Bild: angieconscious / pixelio.de]

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