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Reportage zur Lebenshilfeband

„Süße Lotte“,

die vergangenes Jahr nach zehn Jahren von der Bühne abtrat

„Musik muss nicht perfekt sein – es geht vielmehr um die Lust am Musizieren!“

Mit Jazz-Rock der Lebenshilfe-Band „Meister Aubeck“ fing 2003 alles an: Unter der Leitung von Heilerziehungspfleger Andreas Hörhammer, Lucia Meyer und Johannes Brändle fanden sich begeisterte Musiker*innen zusammen, um ihrer Leidenschaft freien Lauf zu lassen. Aus dieser Formation, die hier auf einem Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung sowie im Jazzclub Hirsch in Moosburg 2010 zu sehen ist, entwickelte sich dann 2012 die Band „Süße Lotte“.

Die Anfänge der Band, die dieses Jahr aus organisatorischen Gründen von der Bühne abtrat, finden sich bei Meister Aubeck. Das Nebenprojekt „Süße Lotte“ bildete sich rein aus Musiker*innen des Wohnhauses Johannisstraße, diesmal unter alleiniger Leitung von Andreas Hörhammer, der sich ab 2011 rein um die Musiktherapie kümmerte. Die einzige Frage, die zur Aufnahme in die Band mit „ja“ beantwortet werden musste, lautete: „Wer hat Lust auf Musik?“ Zehn Jahre lang begeisterte die Formation mit Ambient-Akustik-HipHop das Publikum auf ihre ganz eigene Art. „Musik im sozialen Bereich bedeutet Inklusionsarbeit und Selbststärkung“, so Hörhammer, hier auf dem Bild in der Mitte mit Gitarre.

Mitte des Jahres wurde es für den gelernten Heilerziehungspfleger, der im mehrfach-schwerbehinderten-Bereich groß geworden ist, Zeit für etwas Neues: Er kehrte der Lebenshilfe nach 22 Jahren den Rücken und macht nun erst einmal einen „break“ in Frankreich: „Ich liebe meinen Job, aber ich muss einfach mal etwas anderes machen“, so Hörhammer zu seiner Entscheidung, die ihm nicht leicht gefallen ist. Als Freiberufler bietet er weiterhin Klangmassagen, Einzeltherapien, Therapiegruppen, Klangfortbildungen und Singkreise in und um Freiburg, Landshut und Freising an.

„Inklusion ist, wenn man es nicht mehr benennen muss, sondern die Musik selber im Vordergrund steht – und nicht der Mensch, der sie macht“, ist Hörhammer überzeugt. 36 erfolgreiche Auftritte in München, Moosburg (hier im Jazzclub Hirsch 2012), Landshut, Freiburg, Dachau und natürlich Freising in den letzten zehn Jahren zeugen davon, dass Hörhammers Idee einer inklusiven Band, die nicht als solche benannt werden muss und dennoch weit über die Domstadt hinaus für Aufsehen gesorgt hat, aufgegangen ist.

Michi Röttig begeisterte mit Gesang und seinem ganz speziellen Rap aus deutschen und kroatischen Sprachfetzen sowie einer Art Fantasiesprache zu Hörhammers Beats das Publikum. 2019 nahm die Band sogar ihre CD „Süße Lotte – wo ich bin ist das chaos“ auf, auf der zehn Titel festgehalten sind. Hörhammers Motto, dass Musik nicht perfekt sein muss, sondern es vielmehr um die Lust am Musizieren geht, ist den Bandmitgliedern bei jeder Probe und jedem Auftritt anzumerken.

Die Band bestand neben Michi Röttig aus Andreas Hörhammer (Gitarre und Gesang, 1. Bild, links), Gerhard Archner (Rassel, 1. Bild, rechts), Heribert Scharlach (Gesang, 2. Bild), Lotte Ehgartner (Keyboard, 3. Bild, links), Klaus Bruckmeier (Steel Pan, 3. Bild, Mitte) und Irene Kerschner (Glockenspiel und Percussion, 3. Bild, rechts). Wechselnd traten Freunde und Gastmusiker*innen mit der Formation auf.

Zu den bekanntesten Liedern der „Süßen Lotte“ gehören „Ich bin da“ und „Raben“. Diese durften bei fast keinem Auftritt fehlen und sorgten für viel Begeisterung im Publikum. Sie sind bekannt – und durch die Individualität der Musiker*innen doch jedes Mal auf ihre Art „neu“ interpretiert.

Auf das erste Konzert am 29.02.2012 am Ammersee zur IFO-Tagung und das zweite Konzert der „Urbanauten“ mit Straßenmusik an der Oper in München am 04.05.2012 (siehe Bild) folgten 34 weitere Auftritte: oft auf Inklusionsfesten, häufig bei lebenshilfeinternen Feiern, einige Male gemeinsam mit dem Abseitschor sowie als Stammgast in den Jazzclubs Hirsch in Moosburg und dem Schwarzen Hahn in Landshut.

Eines der letzten Konzerte fand am 03.04.2022 im Musikpavillon im Stadtgarten Freiburg statt. Ganze sechs Tage war die Band gemeinsam mit zwei Betreuer*innen in der Schwarzwald-Stadt unterwegs und verbrachte dort eine tolle (Abschluss-)Zeit. 75 Euro Spenden, die die „Süße Lotte“ und der Freiburger Chor „polyton“ abzüglich der Fixkosten bei ihrem gemeinsamen Konzert eingenommen hatten, spendeten Michi Röttig und Andreas Hörhammer (Bild rechts) an die gemeinnützige Gesellschaft für Mission und Seelsorge mbH „s’Einlädele“. Der Betrag kam der Ukraine-Hilfe zugute.

Die Abschiedskonzerte der Ambient-Akustik-Hip-Hop-Formation fanden am 13.05.2022 im Furtner in Freising im Rahmen der „Zehntelsekunde“ sowie am 14.05.2022 in Landshut in der „Zentrale“ statt. Die „Süße Lotte“ gab an zwei wunderbaren Abenden noch einmal ihr Bestes und ließ sich gebührend verabschieden.

Es gibt was auf die Ohren!

Musikbegeisterte haben die Chance, die CD „wo ich bin ist das chaos“ zu gewinnen. Bei Interesse bitte eine Mail mit Versandadresse an nicola.bauer@lebenshilfe-fs.de schicken und kurz mitteilen, warum sich die „Süße Lotte“ in das jeweilige Musikerherz gespielt hat.

Das Angebot gilt, solange CDs vorrätig sind. Schnell sein lohnt sich also!

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