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Lebenshilfe-Vorsitzende Monika Haslberger zum

Welttag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember

Haben Sie schon einmal mit einer Kolleg:in mit Behinderung zusammengearbeitet? Wenn Ihre Antwort ‚Nein‘ lautet, dann gehören Sie zu den 47 Prozent der Deutschen, denen es ebenso geht. Allerdings leben Menschen mit Behinderung in derselben Welt wie Menschen ohne Behinderung; sie erleben sie nur anders. Ihre Sicht der Dinge ist dabei äußerst wertvoll. – Im Bundesteilhabegesetz wird ganz klar formuliert, dass Behinderung keine individuelle Eigenschaft ist, sondern vor allem durch Hindernisse in der Umwelt entsteht. Die Lebenshilfe Freising hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen, Brücken zu bauen und Teilhabe zu ermöglichen.

Wer ist hier behindert? Das Zusammenspiel von Menschen mit und ohne Behinderung fördern

Stellvertretend für den Begriff „Inklusion“ setzen wir bei der Lebenshilfe Freising lieber auf das Wort „Teilhabe“. Unser Ziel ist damit ganz konkret, dass keine separaten Musik- oder Sportgruppen, Ausflugs- oder Urlaubsziele für Menschen mit Behinderung mehr nötig sind, sondern sie einfach – gegebenenfalls mit Unterstützung – an den bestehenden Angeboten teilhaben können. Wir selbst müssen und wollen anhand der Bedarfe unseres Gegenübers lernen, welche Grenzen es gibt. Das gilt nicht nur beim Angebot von Produkten und Dienstleistungen oder der Unternehmenskultur, sondern auch im sozialen und gesundheitlichen Bereich sowie in der Politik.

Unser Konzept bei der Lebenshilfe, der großen Vertretung für Menschen mit geistiger Behinderung und ihrer Angehörigen in unserer Region, basiert auf unserem Motto „…damit Teilhabe gelingt“. Menschen mit Behinderung sollen überall dazu gehören, sie sollen überall mitmachen und selbst bestimmen können. Einfach zusammen-spielen – sei es in der Musik oder auch und vor allem im täglichen Leben. Das Zusammenspiel von Menschen mit und ohne Behinderung fördern und fordern wir als (Eltern-)Vereinigung für unsere Kinder, unsere Verwandten, unsere Familienmitglieder. Ein Recht auf Meinungsfreiheit und ein Recht darauf zu sagen, wo und wie man wohnen will. Oder könnten Sie sich vorstellen, dass diese Entscheidung auf Dauer jemand anderer für Sie trifft? Nicht die Beeinträchtigung eines Menschen soll im Vordergrund stehen, sondern dessen Einzelinteresse(n).

Um dieses Zusammenspiel, diese Teilhabe zu ermöglichen, ist jedoch ein anderes Denken und Handeln notwendig. „Volle gesellschaftliche Teilhabe erfordert Solidarität. Das bedeutet, dass Menschen füreinander einstehen.“, so heißt es in unserem Leitbild. Und das bedeutet auch, dass diese vulnerable Personengruppe in Pandemie-Zeiten besonderen Schutz unsererseits braucht. Die Ängste vor einer Ansteckung mit Covid-19 und deren Auswirkungen schweben wie die Angst vor möglichen Schließungen von Einrichtungen oder der Werkstatt wie ein Damoklesschwert über uns. Gerade weil wir als Lebenshilfe ein solidarisches Zusammenleben in unserer Gesellschaft fördern, möchte ich an Ihre Verantwortung appellieren.

Ich möchte Sie bitten, in Ihrem Leben auch mit Menschen mit Behinderung „zusammenzuspielen“. Diese Menschen nicht kategorisch aus Ihrem Umfeld auszuschließen. Nicht wegzuschauen, wenn jemand Hilfe braucht – aber auch nicht übergriffig zu „helfen“. Die Behinderung zu sehen, aber nicht zum Maß aller Dinge zu machen. Menschen mit Behinderung in Ihre Aktivitäten einzubeziehen, sie dabei zu unterstützen, teilzuhaben, und nicht separate Gruppen für sie zu schaffen à là „Aus den Augen, aus dem Sinn“.

Dass Sie von der menschlichen Vielfalt profitieren, diese annehmen können und wir alle gesund durch diese schwierigen Zeiten kommen,
wünscht Ihnen Ihre

Monika Haslberger
1. Vorsitzende Lebenshilfe Freising e.V.

Datum: 03.12.2021

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